Ich bin OK und du bist OK.
- Daniel
- 29. Dez. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Wie uns eine gesunde und ausbalancierte Grundhaltung zu mehr Menschlichkeit führt. Wir wünschen uns mehr Konfetti fürs Leben!

Die Transaktionsanalyse (TA) ist eine psychologische Theorie der menschlichen Persönlichkeitsstruktur. Die Theorie wurde Mitte des 20. Jahrhunderts vom amerikanischen Psychiater Eric Berne (1910 - 1970) begründet und wird bis heute weiterentwickelt. Die Transaktionsanalyse erhebt den Anspruch, anschauliche psychologische Konzepte zur Verfügung zu stellen, mit denen Menschen ihre erlebte Wirklichkeit reflektieren, analysieren und verändern können. Es gibt unterschiedliche Modelle innerhalb der Transaktionsanalyse. Auf eines möchte ich in diesem Beitrag konkret eingehen: Grundhaltungen. Die Ausgangsfrage lautet: Was denke ich über mich und andere? Auf der einen Seite steht das Auseinandersetzen mich sich selbst. Es geht um das Reflektieren seines Selbstbildes, Selbstwertes oder Selbstvertrauen. Typische Fragen sind:
Bin ich in Ordnung, so wie ich bin?
Genüge ich mir selbst?
Mag ich mich? Mag man mich?
Bin ich kompetent?
Bin ich liebenswert?
Bin ich wichtig?
Diese Fragen regen an, um seinen Selbstwert zu bestimmen. Auf der anderen Seite geht es um mein Gegenüber. Im Fokus stehen dabei das Vertrauen in Andere, dem sogenannten Urvertrauen. Mögliche Fragen können dabei unterstützend wirken:
Sind andere Menschen im Grunde gut?
Kann ich anderen vertrauen?
Gehe ich davon aus, dass jeder sein Bestes gibt?
Je nach innerem Kompass kann zwischen vier unterschiedlichen Haltungen unterschieden werden. Dabei stehen sich jeweils zwei Gegensätze entgegen, die jeweils eine hohe Ausprägung haben können. Das eine entgegengesetzte Paar dreht sich um das Vertrauen gegenüber Anderen: Urvertrauen vs. Misstrauen. Das zweite Gegensatzpaar ist das Selbstvertrauen: Selbstwert vs. Selbstzweifel. Diese vier Grundhaltungen können dabei in den vier Kombinationen ausgeprägt sein:
Hohes Urvertrauen und hoher Selbstwert (+/+ Haltung: Ich bin OK und du bist OK) = Ich akzeptiere mich und die Anderen so wie sie sind.
Hoher Selbstzweifel und hohes Urvertrauen (-/+ Haltung: Ich bin nicht OK und du bist OK) = Ich habe das Gefühl, Anderen unterlegen zu sein.
Hohes Misstrauen und hoher Selbstwert (+/- Haltung: Ich bin OK und du bist nicht OK) = Ich habe das Gefühl, Anderen überlegen zu sein.
Hoher Selbstzweifel und hohes Misstrauen (-/- Haltung: Ich bin nicht OK und du bist nicht OK) = Ich akzeptiere weder mich noch die Anderen.
Das Modell erlaubt es rasch zu reflektieren, welche Grundhaltungen dominieren. Eine hohe Reflektionskompetenz erlaubt es zudem sich Gedanken zu machen, in welchen Situationen ich aus einer Grundhaltung agiere. Und zudem stellt sich die Frage, mit welchen Konsequenzen ich rechnen müsste. Ich erachte es dabei als zentral, dass nicht der Gedanke im Vordergrund steht, ob meine Grundhaltung nun gut oder schlecht ist. Es darf auch nicht darüber geurteilt werden. So gibt es sowieso kaum nur „Die“ Grundhaltung. Es ist immer eine Ausprägung einer Haltung, eine tendenziell dominierende Grundhaltung. Diese entwickelt sich meiner Meinung nach über die Jahre hinweg und geht unteranderem auch zurück auf die Kindheit und die Erziehung. So können die Kinderjahre eine prägende sein und stehen und fallen mit der Vermittlung von Werten und Normen durch die Eltern. Höchstwahrscheinlich sind auch Umweltfaktoren relevant, also der soziale Kontext in dem man aufwächst. So beschreibt Thomas A. Harris und Berne, dass die Grundhaltung -/+ (Ich bin nicht OK und du bist OK) meist zu Beginn des Lebens vorkommt und bei einigen Menschen bis zum Lebensende bleibt. Auf der Grundhaltung +/+ (Ich bin OK und du bist OK) basiert die Hoffnung. Diese ist nämlich im Gegensatz zu den anderen Grundhaltungen eine sehr bewusste Haltung. So meint Berne: "Die ersten drei Grundhaltungen basieren auf Gefühlen. Die vierte Grundhaltung (+/+) beruht auf Denken, Glauben und Einsatzbereitschaft". Kurz gesagt ist diese Grundhaltung eine Lebensanschauung und weniger nur ein Gefühl. Es bedarf daher nach einem hohen Grad an Informationen. Wir müssen viel über uns und Andere erfahren und die eigene Haltung reflektieren. Wahrscheinlich sollten wir viel mehr mit dem zufrieden sein, was wir haben. Etwas mehr Demut oder Bescheidenheit können möglicherweise dazu führen, dass wir eine tiefgründige Persönlichkeit entwickeln können. Dabei geht es ums Lernen und Bewusstwerden, dass ich mit mir selbst zufrieden bin. Dass ich gut bin, so wie ich bin. Kurz: Ich bin OK. Wenn ich diese Haltung einnehmen kann kann ich die Kraft in das Vertrauen für Andere aufbauen. Manche mögen meinen es sei zu naiv oder blauäugig. Doch ich vertrete den Standpunkt, dass die Haltungsfrage eine entscheidende ist, wenn wir unsere Beziehungen, Kontakte oder Begegnungen aller Art auf gegenseitiger Wertschätzung basieren lassen wollen. Möge es also manchmal etwas mehr Platz für Farbe und mehr Konfetti im Leben haben.
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