Bürogeflüster.
- Daniel
- 23. Sept. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Die Kraft von Klatsch & Tratsch wird öfters mal unterschätzt. Weshalb ist es aber so, dass wir tratschen? Was ist das eigentliche Ziel davon?

Allzu oft erleben wir im beruflichen Kontext, dass getratscht wird. Es gibt Situationen, da ist man selbst betroffen. Oder man wirkt selber aktiv mit. Oder man ist betroffen und erfährt es per Zufall ebenfalls durch weiteres Getratsche. Grund genug, dem mal auf den Grund zu gehen.
"Tratsche selbst nicht zu oft. Bleibe gelassen und bewahre Haltung, wenn du selbst Gegenstand von Tratsch bist". Unbekannter Autor
Auf meiner Recherche zu diesem Thema bin ich auf unterschiedliche Aspekte dieses Themas gestossen. Es gibt unzählige wissenschaftliche Versuche, die diesem Phänomen nachgehen wollen. Auf einen gemeinsamen Nenner scheint man bis dato nicht gekommen zu sein. Ein kleiner Blick in die Geschichte zeigt die Herkunft des Wortes Tratschen. Im Duden wird tratschen (Verb) als umgangssprachlich abwertend bezeichnet. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde tratschen ebenfalls schon genutzt. Vermutlich ausgehend vom Wort trätschen. Dies steht im Zusammenhang eines Wassergusses, aufklatschen von ausgegossenen Wassers, im Wasser patschen.
Wie einleitend erwähnt, gibt es immer zwei Rollen. 1. Der Tratschende und 2. Der Getratschte. Erstaunlicherweise hat eine Studie ergeben, dass wir 52 Minuten am Tag mit Tratschen verbringen. So ist es nicht ganz unerheblich, zu welcher Rolle man sich gesellt. Was sagt das über unsere Gemeinschaft und unser Zusammenleben aus? Bin ich nur immer derjenige der tratscht oder häufiger doch eher über den getratscht wird? Was löst das in mir aus?
Per se gilt Tratsch als Informationsaustausch über Mitmenschen. Es stellt sich natürlich die Frage, weshalb wir fast eine Stunde pro Tag damit verbringen, Informationen über Mitmenschen auszutauschen. Mark Leary, Professor für Psychologie und Neurowissenschaften an der Duke Eliteuniversität in North Carolina scheint eine mögliche Antwort gefunden zu haben. Er meint, dass es ein menschlicher Instinkt sei. Es ginge darum zu überleben, da wir von Mitmenschen abhängig seien. Wir müssen Informationen über Mitmenschen in unserem Umfeld sammeln, um zu wissen, wem vertraut werden kann und wem nicht. Es geht um Persönlichkeiten und deren Standpunkte. Und dies basiert immer auch in einer Wechselwirkung. So sagt uns ein Getratsche zwar viel über diejenige Person aus, über die gesprochen wird. Es sagt uns aber auch viel darüber aus, wie die Person, die tratscht, über die andere Person spricht und denkt. Es sind genau diese Punkte, die Leary meint: Werte (Persönlichkeiten), Erwartungshaltungen, persönliche Einstellungen und Standpunkte. Kurz zusammengefasst geht es darum: Was hält die tratschende Person für wichtig und kann / will ich dieser Person vertrauen.
Als Fazit nehme ich mit: Tratschen ist nicht nur schlecht. Wenn tratschen dazu dient gegenseitig mehr über unsere Werthaltungen zu erfahren, dann scheint mir das nicht ausschliesslich negativ zu sein. Tratschen muss jedoch klar von lästern abgegrenzt werden. Beim Lästern geht es nicht mehr um Werte, sondern ausschliesslich darum, über jemanden gehässig, negativ, einseitig und unfair zu sprechen. Abschliessend trifft es das Zitat eines unbekannten Autors auf den Punkt: "Tratsche selbst nicht zu oft. Bleibe gelassen und bewahre Haltung, wenn du selbst Gegenstand von Tratsch bist". Nehmen wir es beim nächsten Tratsch etwas lockerer, grenzen wir uns ab, wenn es ums lästern geht, stehen wir für uns ein und seien wir allesamt etwas gelassener, wenn wir uns im Kreise eines Getratsches wiederfinden.
Betrifft dich weder Tratsch & Klatsch noch Lästern - Du bist aber von Mobbing betroffen. Finde hier fachliche Unterstützung und Hilfe:
- 147.ch (Kinder- und Jugendberatung)
- Mobbing-Zentrale (Portal mit Hilfestellungen zu Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz)
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